Spiegeltherapie

Die Spiegeltherapie ist eine ergänzende Therapieform für Patienten mit einer halbseitig betroffenen Extremität, z.B. nach Schlaganfall oder bei Schmerzsyndrom. Sie beruht auf den Erkenntnissen der modernen Schmerzforschung.

Das Prinzip der Spiegeltherapie besteht darin, einen Spiegel so in der Körpermitte zu positionieren, dass die nicht betroffene Körperseite des Patienten über einen Spiegel beobachtet wird und sich die betroffene Seite hinter dem Spiegel befindet. Auf diese Weise werden dem Patienten die Bewegungsabläufe der nicht betroffenen Extremität als die der  betroffenen Extremität dargestellt.

Ziel der Spiegeltherapie ist die Aktivierung der betroffenen Extremität durch Täuschung des Gehirns.

Die prinzipielle Wirksamkeit der Spiegelillusion konnte neurophysiologisch nachgewiesen werden. Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren zeigten, dass durch eine Spiegelung der Bewegung eine Aktivierung der jeweils kontralateralen Hemisphäre hervorgerufen werden kann.

Spiegeltherapie kommt u. a. zum Einsatz:

  • beim komplexen regionalen Schmerzsyndrom (CRPS) (z. B. nach Schlaganfall oder nach einem Trauma)
  • nach Operationen (z. B. nach handchirurgischen Eingriffen)
  • bei Nerven- und Nervenwurzelverletzungen
  • bei Phantomschmerzen

 

Wissenschaftliche Fundierung:

Schlaganfall:

In jüngster Zeit sind eine Reihe von hochqualitativen randomisierten, kontrollierten Studien entstanden, die den Effekt der Spiegeltherapie auf Symptome nach Schlaganfall zeigen. Als gesichert gilt, dass die Anwendung der Spiegeltherapie zu einer Verbesserung motorischer Funktionen nach Schlaganfall führt. Darüber hinaus gibt es Arbeiten, die zeigen, dass sich die sensible Wahrnehmung oder ein eventuell vorliegender Neglect verbessern. Auf eine vorliegende Spastik scheint die Spiegeltherapie keinen langfristigen positiven Effekt zu haben.

Phantomschmerz:

Eine Fallserie von Hanling et al. 2010 zeigte eine positive Wirkung der Spiegeltherapie als Prävention von Phantomschmerz. In dieser Publikation wurden vier Patienten vor der Amputation mit der Spiegeltherapie behandelt. Nach der Operation gaben die Betroffenen leichtere und weniger häufig auftretende Phantomschmerzepisoden an. Weitere Untersuchungen zum präventiven Einfluss der Spiegeltherapie sind wünschenswert.

 

Handchirugie:

Die Spiegeltherapie kann mit ihrem zentralen Ansatz die Wiederherstellung des gestörten Körperschemas, die Rückgewinnung von Sensibilität und die Minderung von Schmerzen unterstützen.

Rosén (2005) zeigte an drei Fällen nach Nervenverletzung und Sehnentransfer positive Resultate durch die Spiegeltherapie.

Auch Sumitani (2008) konnte an 22 Patienten mit Plexus brachialis Läsionen, peripheren Nervenläsionen oder Phantomschmerzen Erfolge durch die Spiegeltherapie verzeichnen.“

aus: Dohle C. Spiegeltherapie. Zugriff am 7. November 2016 unter http://www.spiegeltherapie.de/